Vor mittlerweile über einem Jahr habe ich In einer Zeitschrift einen Artikel über verschiedene Yoga Stile gelesen, da es ja x verschiedene gibt, wurden einige dort kurz vorgestellt und für wen sie gut geeignet sind.
Je nachdem welchen „Nutzen“ man daraus ziehen will, wurde dann die für einen am Besten geeignete Methode vorgestellt. Als ich las „Sie wollen schnell Gewicht verlieren..“, hab ich natürlich sofort diese Art von Yoga genauer betrachtet. Dann stand dort weiter: … dann versuchen Sie es mit Bikram Yoga.
Ich hatte vorher noch nie etwas davon gehört. Als ich mich auf die Suche machte nach Studios, fand ich heraus, dass es nur zwei in der Schweiz gibt. Eines in Zürich und eines (anscheinend eher kleineres) in Luzern.
Was es ist:
Eine Lektion dauert immer 90 min. In diesen 90 Minuten werden exakt immer die selben 26 Asanas („Stellungen“) in der genau gleichen Reihenfolge ausgeführt. Falls also jemand kein Freund ist von komplizierten Aerobic Choreographien, ist er hier am richtigen Ort. Die einzelnen Übungen sind mehr oder weniger relativ einfach auszuführen, zum Teil macht man sie halt einfach nur so weit es geht (mit der Dehnung zum Beispiel).
Das Einzige, was mich dann im Beschrieb etwas stutzig gemacht hat, war die Information, dass dies alles in einem Raum ausgeführt wird, in dem es so um die 38 Grad hat. Wers also gern heiss mag, der ist ebenfalls am richtigen Ort.
Das ist eigentlich schon das Wesentliche des Bikram Yoga.
Mein Erfahrungsbericht:
Als ich an einem Samstag sowieso in Zürich war, dachte ich mir, tue ich mir nach der Poledance Lektion noch eine Lektion Bikram Yoga an 🙂
Der Eingangsbereich des Yoga Studios ist relativ klein aber man wurde freundlich begrüsst und sofort als Neuling erkannt und instruiert. Auch eine Miet-Yogamatte wurde mir in die Arme gedrückt, welche beim ersten Training kostenlos ist. (Mietmatten sind auch danach immer erhältlich). Auf dem Info Blatt für Neulinge, welches ich ebenfalls erhielt, stand als oberster Punkt: Dein Ziel ist es heute 90 min im Raum zu bleiben – Mehr nicht!
Oha, das machte mir irgendwie schon ein bisschen Angst. Mutig schritt ich die Stufen hoch in den dritten Stock, wo der „Folterraum“ war. Gleich daneben auch die Umkleidekabinen.
Vorsichtshalber zog ich unter meinen Trainingssachen mal noch den Bikini an, da es ja anscheinend ziemlich schwitzig werden sollte. Die meisten dort, trugen auch nur so eine Art Bikini, die Männer eine Shorts, mehr nicht.
Wichtig ist auch, dass man ein bis zwei grosse Badetücher mitnimmt. Eines für auf die Yogamatte und eines um sich nach dem Duschen abzutrocknen. Denn das, welches auf der Yogamatte gelegen hat, kann man danach nicht mehr zum abtrocknen verwenden, es wird pitschnass.
Noch ein weiterer Tip: ca. eine Stunde vorher nichts essen und vor allem KEINE Milch trinken – die kommt sonst wieder raus und ich glaub das möchte niemand 😉
Nach dem Umziehen wagte ich mich mal in den heissen Raum. Ganz so schlimm fand ich es noch nicht, obwohl es doch sehr heiss war. Einige lagen schon im Raum. Also breitete ich meine Matte aus und legte mich ebenfalls hin um mich zu entspannen. Im Raum sollte nicht gesprochen werden, was ich zusätzlich als recht angenehm empfand, da es somit auch zur Entspannung diente.
Sehr pünktlich zu Lektionsbeginn erschien Sonia, die Leiterin dieser Lektion. Sie begrüsste alle und hiess auch die Neulinge willkommen. Wir waren drei Neue.
Dann begann sie mit den „Kommandos“ 🙂
Die ersten Übungen gingen noch recht gut auch wenn ich plötzlich bemerkte, dass vier meiner Zehen am linken Fuss eingeschlafen waren. Egal, ignorieren und weitermachen. Auf die Übung konzentrieren und ausführen. Von jeder Übung gibt es je zwei „Runden“, jeweils einmal auf Englisch und einmal auf Deutsch erklärt.
Nach der dritten Übung wurde es mir plötzlich Schwarz vor Augen und ich musste mich hinsetzen. Gopf, so blöd, grad wos doch so gut ging. Immer wieder versuchte ich aufzustehen doch sofort machte mir mein Kreislauf einen Strich durch die Rechnung. Das erste Mal trinken durfte man erst nach ca. 25 min. Die Leiterin informierte einen jedoch darüber. Nachdem ich dann während etwa 4 Übungen einfach nur so da sass, erhielt ich von Sonia mal einen Traubenzucker. Irgendwo in der Mitte konnte ich dann wieder weitermachen. Und nach über der Hälfte sassen dann auch andere mal ab, was mich ein bisschen beruhigte. Ich war also nicht die Einzige, die mal eine Auszeit brauchte.
Ab und zu öffnete Sonia ein Fenster und alle schienen nach Luft zu japsen, wie ein Ertrinkender auf hoher See.
Noch nie hatte ich bei einer Sport Lektion so viele verschiedene Gefühlsregungen durchgemacht. Am Anfang war ich enorm motiviert, zwischendrin hab ichs gehasst und mir innerlich geschworen nie wieder so was zu machen. Gegen Ende hatte ich wieder ein ziemliches Hoch und als ich es dann nach 90 min geschafft hatte, war ich überglücklich. Nicht nur, dass es vorbei war, sondern auch, dass ich durchgehalten habe. Die Neulinge erhielten alle eine Urkunde. Dort stand unter anderem „Herzlich willkommen in der Bikram Familie“. Und irgendwie fühlte es sich ein bisschen so an. In der grossen Stadt Zürich im Yoga Studio inmitten so vieler Leute, fühlte man sich wie in einer separaten abgeschiedenen Welt. Weitweg von allem Stress. Wohlbehütet in einer kleinen, feinen Familie. Eine solche Lektion ist irgendwie sauhart und doch tut sie enorm gut. Kaum verlässt man den Yogaraum überkommt einem die Kälte, obwohl es ja an diesem Tag keinesfalls kalt war. Doch bald hat man sich wieder an die normale Temperatur gewöhnt. Nach dem Abduschen sass ich noch kurz auf dem Bänkchen im Umkleideraum und fühlte mich wahnsinnig entspannt und wusste, dass ich da trotz aller Strapazen gerne wieder hingehen möchte. Es ist Anstrengung, Entspannung, Erholung, Fitness, Abhärtung, Entschlackung etc. in Einem.
Wer es ausprobieren möchte, soll doch mal hingehen.
Lektionen finden in Zürich mehrmals pro Woche statt, ein Einzeleintritt kostet 42.- Ein Probeabo von 10 Tagen kostet 70.- (man kann dann in diesen 10 Tagen so oft gehen wie man will).
Weitere Infos unter www.bikramyoga.ch